Softwarequalität
Billige Software kann richtig teuer werden
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat die Lieferverzögerungen von Siemens beim neuen ICE aufgrund von Softwareproblemen zum Anlass genommen, darauf hinzuweisen, dass schlecht getestete Software meist erhebliche Kosten verursacht.
Der F.A.Z.-Artikel mit dem Titel "Billige Software kann richtig teuer werden" kann über das F.A.Z.-Archiv gegen eine geringe Gebühr abgerufen werden.
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Unsere langjährige Erfahrung bei Verifysoft bestätigt leider die Problemanalyse der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Durch bessere Softwaretests könnten jährlich Milliarden Euro eingespart werden. Hierzu unser Kommentar:
Als Geschäftsführer einer Firma, die sich mit Softwaretests beschäftigt kann ich die Analyse von Thiemo Heeg im Artikel "Billige Software kann richtig teuer werden" (F.A.Z. vom 27. November) bestätigen.
Softwareprojekte stehen heute unter enormen Zeitdruck und neue Funktionalitäten steigern die Komplexität von Software enorm. In der Tat ist es auch für erfahrene Programmierer unmöglich bei komplexen Programmen ohne Unterstützung durch spezielle Test- und Analysesoftware den Überblick zu behalten und Fehler zu vermeiden. Man sollte meinen, dass der Einsatz von effizienten Test-Werkzeugen, die zu überschaubaren Kosten zur Verfügung stehen, selbstverständlich sein sollte. Allerdings ist erstaunlich, dass nur wenigen Normen den Nachweis eines vollständigen Softwaretests (der sogenannten Testabdeckung) vorschreiben. Eine der wenigen positiven Ausnahmen ist die Luftfahrt. Flugzeugpassagiere können beruhigt sein: für sicherheitskritische Software ist eine vollständige Testabdeckung vorgeschrieben und aus diesem Grund ist noch nie ein Fluggast wegen Softwarefehlern zu Schaden gekommen.
Die Vorschriften in der Medizintechnik sind hingegen aktuell immer noch recht "locker". Bezüglich der Techniken und der Methoden zur Verifizierung sind keine speziellen Vorschriften aus der aktuellen Norm EN 62304 abzuleiten.
Softwareprojekte stehen heute unter enormen Zeitdruck und neue Funktionalitäten steigern die Komplexität von Software enorm. In der Tat ist es auch für erfahrene Programmierer unmöglich bei komplexen Programmen ohne Unterstützung durch spezielle Test- und Analysesoftware den Überblick zu behalten und Fehler zu vermeiden. Man sollte meinen, dass der Einsatz von effizienten Test-Werkzeugen, die zu überschaubaren Kosten zur Verfügung stehen, selbstverständlich sein sollte. Allerdings ist erstaunlich, dass nur wenigen Normen den Nachweis eines vollständigen Softwaretests (der sogenannten Testabdeckung) vorschreiben. Eine der wenigen positiven Ausnahmen ist die Luftfahrt. Flugzeugpassagiere können beruhigt sein: für sicherheitskritische Software ist eine vollständige Testabdeckung vorgeschrieben und aus diesem Grund ist noch nie ein Fluggast wegen Softwarefehlern zu Schaden gekommen.
Die Vorschriften in der Medizintechnik sind hingegen aktuell immer noch recht "locker". Bezüglich der Techniken und der Methoden zur Verifizierung sind keine speziellen Vorschriften aus der aktuellen Norm EN 62304 abzuleiten.
Hier muss man auf die Vernunft der Anbieter hoffen. Erfahrungsgemäß ist es damit aber nicht immer weit her. In vielen Softwareprojekten werden Softwaretestwerkzeuge viel zu zögerlich genutzt. Dabei könnte durch deren Einsatz ein großer Teil der durch Softwarefehler verursachten Kosten, die sich gemäß des britischen Software-Experten Les Hatton europaweit auf bis zu 150 Milliarden Euro jährlich belaufen, vermieden werden.
Die Verpflichtung zu Qualität muss allerdings vom Top-Management ausgehen. Softwareentwickler und Projektmanager sind sich er Notwendigkeit von Softwaretests in der Regel bewusst, haben aber oft Mühe, notwendige Testwerkzeuge und Zeit für den Softwaretest genehmigt zu bekommen. Fehler machen schließlich immer nur die anderen – jedenfalls solange bis bei bei einem selbst das "Kind im Brunnen liegt".
Zum Leidwesen der Bahnkunden ist dies jetzt beim ICE-Hersteller geschehen, der keine Ausnahme für "Sparmaßnahmen" an der falschen Stelle zu sein scheint. Solange Investitionen in Softwaretesttools lediglich als Kostenfaktor gesehen werden und "Return-on-Investment"-Studien für diese Testwerkzeuge teilweise auf eine erstaunliche "Beratungsresistenz" seitens der Industrie und verschiedener Softwareentwicklungsfirmen stoßen, ist die nächste Meldung über Probleme in bzw. mit Computerprogrammen nur eine Frage der Zeit. Leider wird die verzögerte ICE-Auslieferung nicht das letzte Kapitel im "dicken Buch der Schäden durch fehlerhafte Software" sein ...
Zum Leidwesen der Bahnkunden ist dies jetzt beim ICE-Hersteller geschehen, der keine Ausnahme für "Sparmaßnahmen" an der falschen Stelle zu sein scheint. Solange Investitionen in Softwaretesttools lediglich als Kostenfaktor gesehen werden und "Return-on-Investment"-Studien für diese Testwerkzeuge teilweise auf eine erstaunliche "Beratungsresistenz" seitens der Industrie und verschiedener Softwareentwicklungsfirmen stoßen, ist die nächste Meldung über Probleme in bzw. mit Computerprogrammen nur eine Frage der Zeit. Leider wird die verzögerte ICE-Auslieferung nicht das letzte Kapitel im "dicken Buch der Schäden durch fehlerhafte Software" sein ...
Offenburg, im November 2012
Klaus Lambertz